Mirijam Heiler
Simon Platter
Lilian Polosek
„Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit.“ So beginnt Michael Ende das sechste Kapitel seines Klassikers „Momo“. Hier tauchen die Grauen Herren auf, deren Ziel es ist den Menschen ihre Zeit zu rauben, indem sie alle davon überzeugen wollen Zeit zu sparen. Ein bisschen so, wie wenn wir online einen Artikel lesen wollen und die jeweilige Website die durchschnittliche Lesedauer anzeigt. Oder wenn wir im Stau stehen und über das Radio oder Google Maps erfahren wie viele Minuten wir effektiv durch die Verlangsamung bzw. den Stillstand verlieren. Doch auch in solchen Fällen, soll der post-moderne Mensch in einer neoliberalen Gesellschaft nicht verzagen. Es gibt genug zu tun um die übrige Zeit sinnvoll zu nutzen. Jegliche App oder analoge Beschäftigung, die einem dabei helfen kann, dient letztlich der totalen Selbstoptimierung und der Steigerung unserer Effizienz und Produktivität. Nur eine Sache sollte ausnahmslos und ohne Rücksicht (auf sich selbst) niemals vorkommen: das Nichtstun.
Liest sich der Titel wie eine Aufforderung, so wagt sich die Ausstellung Blau machen - Un ritorno al dolce far niente in einer globalisierten Konsum– und Erlebnisgesellschaft eine Auszeit vorzuschlagen. Mirijam Heiler, Simon Platter und Lilian Polosek zeigen hier von 25.11.21 bis 5.2.22 Arbeiten, welche sich mit dem abstrakten Thema der Zeit beschäftigen. Die Künstler*innen reflektieren absurde Konzepte wie Freizeit, Langeweile und die schier unvorstellbare Möglichkeit von simplem Sein im jetzigen Moment. Dabei versteht sich die Ausstellung nicht als Hinweis auf einen Fehler im eigenen Zeitmanagement oder als temporäre Pause um schlussendlich wieder der Produktion zu dienen. Vielmehr schafft sie eine alternative Perspektive, die zum Verweilen einlädt und in welcher die Grauen Herren keine Chance haben zu existieren.
25.11.21 – 5.2.22
kuratiert von Elisa Barison
für den Südtiroler Künstlerbund